Offenburger Tageblatt, 04.12.2023
Ein Knalleffekt zum Abschluß
Überraschung: Aus dem Jubiläumskonzert der „Oken Harmonists“ in der vollbesetzten Offenburger Reithalle wurde ein Abschiedskonzert. Am Samstag ging nach 25 Jahren die Bühnenkarriere der „ältesten Boygroup der Ortenau“ mit einem grandiosen Auftritt zu Ende.
von Regina Heilig
Foto: Regina Heilig
Badische Zeitung, 04.12.2023
Ohne Revival sind die Oken Harmonists jetzt Geschichte
Jubiläumskonzert mit Überraschungseffekt zum Schluß: Die Oken Harmonists feierten ihr Silberjubiläum in der Reithalle.
von Juliana Eiland-Jung
Foto: Juliana Eiland-Jung
Offenburger Tageblatt, 27.01.2020
Über Menschen und Mäuse
»Oken Harmonists« traten im Salmen auf / Ironisch-satirische Texte begeisterten das Publikum
von Ursula Groß
Foto: Ulrich Marx
Badische Zeitung, 28.01.2020
„Trau der Liebe, noch der Luft, der traue nicht“
Die Oken-Harmonists zeigten bei ihrer gefeierten Premiere des Programms „Es geht doch!“ feinstes Musikkabarett der alten Schule
von Barbara Puppe
Foto: Barbara Puppe
Offenburger Tageblatt, 05.11.2018
Alles begann mit einem Kaktus
»Oken Harmonists« feierten 20-jähriges Bühnenjubiläum, mit fulminantem Auftritt im Salmen
von Regina Heilig
Foto: Ulrich Marx
Badische Zeitung, 06. 11. 2018
20 Jahre voller Glücksmomente
von Barbara Puppe
Foto: Dirk Coehne
Offenburger Tageblatt, 10.11.2017
Oken Harmonists in der Stadthalle
Badische Zeitung, 16. 10. 2014
Vom Rock’n’Roll zum Rollator
Offenburger Tageblatt, 13.Oktober 2014
Das Alter ist ein gutes Thema
»Oken-Harmonists« legen mit ihrem Programm »Neue Wege gehen« den Finger in die Wunde
Badische Zeitung, 18.11.2013
Heitere Stunden mit Musik und Gereimtem genossen
Offenburger Tageblatt, 16.09.13
Vom Alpenglühen bis Balkanbänkelsingen
Offenburger Tageblatt, 6.12.11
Maximale Komik rausgeholt
Offenburger Tageblatt, 18.5.11
Ein Quartett ist „trunken vor Glück“
Offenburger Tageblatt, 24.3.11
Musik, Satire und viel Humor
Badische Zeitung, 18.10.10
Singen für ein langes Leben
galerie: ortenau · Februar 2010
Wenn Opa richtig loslegt
Oken Harmonists, absurd-ironisches Musiktheater aus Offenburg
MEIN OFFENBURG: Fünf Musiker und fünf Meinungen
AUF DEN SPUREN LORENZ OKENS: Die Oken Harmonists zieht es zu Plätzen ihres Namenspatrons
Auf der Bühne zelebrieren die fünf Herren, ganz ihrem Namen entsprechend, Harmonie, insbesondere gesanglicher Art. Davor und dahinter sind sie – immer mit einem kräftigen Schuss Selbstironie – streitbar und diskutierfreudig. Auch das entspricht ihrem Namenspatron. Lorenz Oken, in Bohlsbach geborener und aufgewachsener Naturwissenschafter, Gesellschaftskritiker, Demokrat und streitbarer Geist, ist Namensgeber des Musikkabarett-Ensembles, das den Stil der berühmten Comedian Harmonists auf eigenständige Weise mit klassischer Brettl-Kunst verbindet. Diesem Widerspruchsgeist entsprechend bekommt man auf die Frage, wo die Oken-Harmonists ihren Liebingsplatz sehen, fünf verschiedene Antworten plus einer Debatte über das eigene Selbstverständnis. Für Bernd Grether, zweiter Tenor, ist es das Kulturforum: „Dort ist das Zentrum der Offenburger Kultur, und wir sind ein Teil von ihr.“ Für Matthias Hecht, Pianist und Youngster des Ensembles, ist es der Salmensaal: „Weil wir dort häufig auftreten, und weil der Raum mit der Badischen Revolution verbunden ist.“ Heinz Reiner, erster Tenor, und Reinhard Schmidt, Bariton, nennen das Oken-Gymnasium, weil dort alles seinen Anfang nahm und weil man dort probt. 1998 führte ein Abiturienten-Ulk zur Gründung. Eine Gruppe von Lehrern sollte zum „kleinen grünen Kaktus“ im Playback Gesang mimen. „Da war Hartmut völlig dagegen“, erzählt Reinhard Schmidt, Ex-Oken-Lehrer und mittlerweile Rektor des Scheffel-Gymnasiums Lahr. „Er sagte: Wenn schon, dann blamieren wir uns live.“ Der kleine grüne Kaktus gehört übrigens noch gelegentlich zum Zugabenteil der Harmonists-Auftritte. Zu ihrer heutigen Form der Darbietung, die Rock, Pop, Jazz, Schlager und Klassik ausschlachtet, verdreht, auf den Kopf stellt und mit satirischen neuen Texten unterlegt, kam man durch die große Oken-Feier 2001 in Bohlsbach. Weshalb Hartmut Schramm, Texter, Komponist und Arrangeur der Oken Harmonists, für Bohlsbach als „Mein Offenburg“ plädiert. Schließlich einigt man sich auf eine geistig-kulturelle Heimat in der Person von Lorenz Oken.
Angesichts des Werdegangs der Gruppe kann man nur staunen – oder auch nicht. In gewisser Hinsicht war es sogar zu erwarten. Schramm hat eine lange Vergangenheit als Kabarettist mit der von ihm gegründeten „Hammelkeule“, gönnte sich auch als Lehrer zusammen mit seinen beiden Söhnen das Abenteuer, des Sommers im Süden als Straßenmusiker zu leben. Was die Hobby-Sänger, unterstützt von Hecht am Klavier, auf der Bühne leisten, von der Faktotum-Arie aus Rossinis „Barbier“ über Chuck-Berry-Rock’n’Roll bis hin zu Michael Jacksons „Earth Song“ ist beachtlich und witzig.
Für die neueren Pop-Elemente sorgt häufig Hecht, etwa wenn er einen Klassik-Klassiker mit ein paar veränderten Harmonien einem Hitparadenknaller annähert. Er studiert in Karlsruhe, reist zu den Proben eigens an. „Da kann ich nicht“, erklärt er bei einer Terminabsprache, „da habe ich Arbeitsgruppe für eine Klausur.“ Die Antwort der vier Pädagogen, die zum Teils seine Lehrer waren: „Die kannst du sausen lassen. Du hast dein Abi auch ohne ‚was zu lernen geschafft.“ Dies ist nur ein Beispiel für den humorigen Umgang miteinander.
Auffällig ist, dass fast alle Mitglieder irgendwann einmal Geigen- oder Cello-Unterricht hatten, und einige spielen das Instrument gelegentlich heute noch. Grether und Reiner sind außerdem Mitglieder eines Chors. Alle kommen sie aus bildungsbürgerlichem Hause, wurden groß mit klassischer Musik. Die vier Älteren erlebten als Jugendliche das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit und die heftigen Debatten der 1968er-Zeit als junge engagierte Pädagogen. Sie sind mehr oder minder Fans des klassischen Kabaretts. Die meisten sind Wahl-Offenburger, teils durch die Elterngeneration nach Offenburg gekommen, teils durch den Beruf. Schramm entwickelt nicht selten in seinem Refugium in Südfrankreich die Ideen, die dann auf die Bühne kommen. Dass sie alle sich so reinhängen in die immense Arbeit, immer wieder aufs Neue ein 100-minütiges Programm zu entwickeln, liegt am Spaß der Herausforderung, etwa eine klassisches Orchesterstück mit vier Stimmen und Klavier inklusive synchroner Tanzbewegungen hinzukriegen, alles zu einem frech-bösen Text. Und nicht zuletzt an der leicht stacheligen Harmonie im Ensemble selbst.
Höchstens Bohlen würde meckern
Älteste Boygroup der Ortenau, Oken Harmonists, begeisterten mit neuem Programm »Wege zum Glück«
Autor: Sebastian Jochum
Einmal mehr ein vollbesetzter Saal: Auch das vierte Programm der Oken Harmonists fand am Samstagabend ein dankbares Publikum und begeisterte mit tollen Harmonien mit Humor. Offenburg. Ob sie tatsächlich die selbst erklärte älteste Boygroup der Ortenau sind, wird mit den Jahren immer wahrscheinlicher. In jedem Fall sind die Oken Harmonists allerdings weder gecastet, noch langweilen ihre Titel bereits in der zweiten Strophe. Und verstehen kann der Zuhörer auch jedes Wort, denn allzu raumgreifendes Frauengekreische bleibt größtenteils aus. »Boys« sind die Oken-Lehrer eigentlich auch nicht mehr, doch ist es vermutlich gerade der jungenhafte Charme der vier Sänger, der das Publikum so begeistert. Elf Jahre nach der Gründung des ursprünglichen Septetts feiert das neue Programm mit dem universalen Titel »Wege zum Glück« Premiere, und genau solche möchten die Harmonists in der vorweihnachtlichen Zeit nicht nur auf besinnliche Weise vermitteln. Mit Herz und Humor führen Bernd Grether, Heinz Reiner, Reinhard Schmidt und Hartmut Schramm mit Matthias Hecht am Klavier durch ihr »Seminar«, dessen Texte und Arrangements wie immer aus der Feder Schramms stammen.
Im Eröffnungstitel wird noch der Bezug zu den großen, vorbildhaften Comedian Harmonists deutlich. In nostalgischem 30er-Jahre-Zwirn präsentieren die Okener mehrstimmig vorgetragenes Kabarett ganz im Sinne des Berliner Vokal-Ensembles und lassen dabei ihre badische Herkunft nie aus den Augen. Letztendlich ist es aber die kreative Vielfalt des Quintetts, das für einen kurzweiligen musikalischen Abend sorgt. Gerade noch in schwülstigen Männerchor-Weisen versunken, gelingt der spontane Übergang zu fetzigen Beach-Boys-Rhythmen fließend und mitreißend. Mit verschwenderisch schönen Harmonien erntet der »Earth Song« des verstorbenen »King of Pop« besonders viel Beifall. Zwischen den Stücken kommt auch der ironische Pauker-Jargon nicht zu kurz, wenn etwa Schmidt mit seinen überzeugten »Das ist Fakt!«-Einwürfen den Oberlehrer gibt.
Den Ton getroffen
Dabei sind sich die Pensionäre für keine Rolle oder Kostümierung zu schade. Ob als »harmlose alte Hippies« oder geschürzte Kleingärtner pfiffige Pointen und ein tolles Timing entfachen auf der Bühne eine abwechslungsreiche Show. Großes Highlight der ersten Konzerthälfte ist Heinz Reiner als divenhafter Polizeichef in einer grandiosen Rossini-Opernparodie, die seit Jahren im Repertoire der Harmonists seinen sicheren Platz hat. Das Zusammenspiel zwischen den zwei Tenören, Bariton, Bass und Hechts famosem Piano funktioniert dabei prächtig. Dass die Amateure dabei nicht bei jeder Stimmlage vollkommen die Töne treffen, würde vermutlich nur Dieter Bohlen stören. »Ich finde die Jungs echt großartig und war bis jetzt bei fast jedem Auftritt dabei«, lobt ein begeisterter Besucher in der Pause die Leistung der Herren.
Auch das jüngere Publikum ist sich einig: »Das neue Programm ist wieder sehr abwechslungsreich geworden, und es waren echt tolle Nummern dabei.« Sitzplätze gab es am Samstag nur noch in der letzten Reihe. Doch Ende Februar werden die Oken Harmonists ihre »Wege zum Glück« noch einmal im Salmen vorstellen.
Wenn die jugendbewegte Oma loszieht
Die Oken Harmonists mit ihrer musikalisch-satirischen Sicht auf eine überalterte Gesellschaft
Autorin: Cornelia Weizenecker
Die Oken Harmonists im SWR
Wenn die Oma mit dem Strickzeug in die Disko flieht
Von der grammatischen Feinheit bis hin zur Elvis-Parodie: Die Ex- und Noch-Lehrer Oken Harmonists im Salmen in Offenburg
Autor: Frank Leonhard
Die älteste Boy-Group begann ihre Jubiläums-Performance im Löwen traditionell mit ihrer Hymne an Baden-Württemberg, Kennt Ihr das Land, die versöhnlich mit der Feststellung endet, dass Badner und Schwaben mittlerweile gar die Flädlesuppe gemeinsam auslöffeln. Ja so sind sind wir in Baden-Württemberg, jawoll! Der Autor der genialen Hymne, Hartmut Schramm, bat das Publikum im zweiten Anlauf, das Jawoll am Schluss gemeinsam aus voller Bruscht zu intonieren, denn das Werk werde auf Video aufgezeichnet und soll demnächst über You Tube weltweit im Netz abrufbar sein, jawoll!
Es folgten Songs in allen erdenklichen Musikstilen, die sich mit dem allzu Täglichen und aktuellen Themen beschäftigten. In Der Garten ist vom bewährten Trick die Rede, ein Tefonat zu führen, in dem von einem vermeintlich im Garten vergrabenen Diebesgut die Rede ist. Da, wie wir inzwischen ganz aktuell durch die Telekom-Abhöraffäre wissen, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass jemand mithört, haben die Heinzelmännchen über Nacht das marode Gemüsebeet umgegraben. Auch das Thema 50 plus wird von der Rentnerband besungen. Dass Spielplätze zu Seniorenspielplätzen umfunktioniert werden, ist nicht Utopie, sondern wurde gerade dieser Tage in der Ortenau praktiziert. So kann man die Alten von der Straße kriegen!
Im zweiten Teil des vergnüglichen Abends liefen die Herren zur Höchstform auf. Eswar die Rede von einer kleinen unbedeutenden Stadt zwischen Bohlsbach und Hofweier, die den Kulturetat bereits für ein Samba-Festival ausgereizt hat. So habe sich der KulturvereinMuMa (Musik und Malerei) gegründet, der unter anderem eine fantastische Ausstellung mit Luftbildern initiiert hat, Bildern, die aus dem Rahmen gefallen sind. Bei der Vernissage wurde eines der wertvollen Stücke gestohlen.Das rief imLöwen das Polizeirevier auf die Bühne. Köstlich, wie die etwas tumbe Truppe nach Rossinis Oper Der Barbier von Sevilla beste musikalische und komödiantische Unterhaltung bote.
Wenn die Oma mit dem Strickzeug in die Disko flieht
Von der grammatischen Feinheit bis hin zur Elvis-Parodie: Die Ex- und Noch-Lehrer Oken Harmonists im Salmen in Offenburg
Autor: Robert Ullmann
Abgehoben heißt das neue Programm der (älteren) Herren Hartmut Schramm, Reinhard Schmidt, Heinz Reiner und Bernd Grether an den Stimmbändern plus des jungen Matthias Hecht am Klavier. Es hat eine eigene Abteilung für Senioren, beinhaltend den Vorschlag, Kinderspielplätze in Seniorenspielplätze umzuwandeln, um unsere älteren Mitbürger von der Straße zu bringen. Zugleich stellen die singenden Ex- und Noch-Lehrer alle vom Oken-Gymnasium eine Wandlung in der Grammatik fest: So sind imtäglichen Sprachgebrauch ältere Menschen offenbar jünger als alte.
Köstlich die Umkehrung der Verhältnisse bei Go, Oma, go, eine Parodie auf Chuck Berrys Kultsong Johnny B. Goode, der vor 50 Jahren mit der Textzeile Go, Johnny, go den Ausbruch der Jugend aus der Konventionen feierte. In der Neufassung der Oken Harmonists entflieht Oma Schmidt der ständigen Bevormundung durch Kinder und Enkel und haut mitsamt Strickzeug ab in die Disco und lässt sich dort von einem coolen Senior aufreißen. Der Galan hat grade eine sturmfreie Bude, weil die Kinder auf Mallorca weilen. Leider wohnt er im siebten Stock und der Aufzug ist kaputt. Als es endlich oben anlangt, ist das Paar zu erschöpft für den Sex, und somit endet die Geschichte so moralisch, wie man sich das in den 1950ern wünschte. Köstlich auch Schramms Elvis-Parodie, in der er als Freddy Klawuttke auftritt, mit Berliner Slang, weißer Lacklederjacke mit Silberbesatz und Entenschwanzfrisur-Perücke. Die Oken Harmonistsmimen ein Team für plastische Chirurgie. Da werden Kummerfalten entsorgt und Politiker, die ihr Gesicht verloren haben, kriegen ein Neues. Bei einem Zahnarzt-Wartezimmer- Ragtime wird geknittelt: Ich bin im Stress, hab Karies, und das ist bös Schnulze, Swing, Blues, Rock alles wird verwurstet. Sogar als Männergesangverein tritt man auf. Es reicht aufgrund von Mitgliederschwund gerade noch für ein Quartettsatz. Tatterig und am Stock wird parodiert: Wir sind hier in ersten Dingen, mit heiligemGefühl .
Eine Meisterleistung bieten die Oken Harmonistsmit ihrer Krimi-Oper á la Rossini um einen Kunstraub im zweiten Teil des Abends ab. Sie bringen die fitzeligen Einsätze in einem Buffo-Quartett tatsächlich punktgenau hin: Ich bin ein guter Chef! behauptet der Kommissar. Er ist ein guter Chef, jaja, ein Chef, ein guter Chef, das ist doch klar, oh ja, antworten die Untergebenen dreistimmig. Das ist nicht zuletzt deshalb witzig, weil die Herren einerseits keine Sänger sind, andererseits vergnüglich sämtliche Opern-Manierismen präsentieren. Fazit: Ein Abend der bessere und beste Unterhaltung bot.
Harmonische Alltagsparodien
Die Oken-Harmonists mit neuem Programm »Abgehoben«: Das Publikum liebte das Lehrer Quintett
Autor: Gottfried Wiedemer
Offenburg. Matthias Hecht, als Mann am Klavier die Stütze für Takt und Ton, haut eine Ouvertüre in die Tasten, die Hörern und Akteuren gleich die richtige Frequenz vermittelt. Danach geben die »Oken-Harmonists« eine Programmvorschau mit Background-«Dub-Dub-Duah« und singen die unerlässliche Liebeserklärung an unser Ländle Baden-Württtemberg. Sie gehört seit 2001 zum Repertoire des Lehrer-Quartetts und wurde damals zum Gold-Jubiläum des Südweststaats gedichtet: der »Trollinger-und-Spätzle-Song«, in dem sich »Württemberg« auf »Gartenzwerg« reimt.
Anders als der Alltag
Pädagogisch wertvoll folgt nun die Biografie des Namensgebers Lorenz Oken aus Bohlsbach. Wer weiß denn noch, dass der mit Goethe um die Erstentdeckung eines Knöchleins stritt oder für seine liberalen Artikel fast im Knast landete? Endlich kommen die Herren zum neuen Programm »Abgehoben«. Es heißt so, weil sich die karikierten Situationen vom Alltag »abheben«, ein Urlaubsbeginn, Zahnarztbesuch, ein Psychopath mit Grün-Tick, der aufmüpfige Rentner Kurt und Oma Schmidt in der Disco… Kostümwechsel bei jeder Nummer: Hartmut Schramm als schüchterner Liebhaber Freddy Klawuttke wird von der Event-Agentur in Elvis-Outfit und einer Rose zu seiner Rosi geschickt, um ihr »be my little good luck« vorzuschmalzen. Herr Wandlitz (Heinz Reiner) lässt sein Antlitz plastisch verschönern, die Chirurgen (Bernd Grether und Reinhard Schmidt) führen den wie Lazarus Bandagierten herein und »entbinden« ihn, aber nun hat er Angst, seine Anna könnte ihn nicht wiedererkennen. Die Chicago-Blues-Men kommen in Anzug, Hut, Krawatte und mit Sonnenbrillen wie die Bluesbrothers daher.
Aber damit sind wir schon mitten im Festival »MuMa« (Musik und Malerei) in einer unbedeutenden Kleinstadt zwischen Bohlsbach und Hofweier, deren Senioren-Kultur-Verein keine Mühe scheut, Konzerte und Ausstellungen auf die Beine zu bringen. Fördergelder kann man keine erwarten, das Samba-Fest hat zu viel gekostet. Zu allem Unglück wird auch noch das Prunkstück der Aerogramme-Schau (Bilder aus Luft) gestohlen, schließlich aber von der tüchtigen Polizei wieder herbeigeschafft. Die Lösung: Der Polizeichef selbst hatte das Bild verschwinden lassen, in einem Reue-Anfall aber (»sonst wär¹ ich ja kriminell«) wieder an seinen Platz gebracht. Riesen-Applaus für diese Nummer, denn sie ist musikalisch eine Rossini-Parodie, und der Polizeichef (Heinz Reiner) ein »Figaro lì, Figaro là« mit allen Koloraturen und Oktavsprüngen.
Hämische Freude
Doppelt gelungen, wenn ein Ton daneben geht, denn der »Chef« überschätzt sich schon mal gern selbst, und seine Truppe verreißt sich hinter seinem Rücken das Maul. Im Festival präsentiert sich auch ein französischer Chansonnier (Bernd Grether) mit seiner unglücklichen Liebe zu »Madeleine«, die, so Schramms Kommentar, »dem Bernd schwer zu schaffen machte«. Neuere Kultur-Phänomene wie »Nordic Walking« werden gewissenhaft analysiert und vorgeführt. »Schon nach knapp zehn Minuten klebt mir die Zunge schlapp im Mund.« »Warum sind alle nur so versessen auf diese Tortur?« »Gemeinsam leiden schafft Kraft und Energie… alle gehn am Stock und finden«s schön wie nie.« Nach dem kaum endenwollenden Schlussapplaus holen die Harmonists noch zwei »Standards« aus der Kiste, den »kleinen grünen Kaktus« und »Weihnachten«. Ach, ist das schön! Nur strahlende, lachende Gesichter auf der Salmen-Schräge.
»Lover Undercover« im »Löwen«
Die »Oken Harmonists« begeisterten ihr zahlreiches Publikum in Ichenheim / Agentengeschichte
Autorin: Susanne Häfner
Multitalent Hartmut Schramm gab Wissenswertes zu den Stücken zum Besten und Matthias Hecht begleitete das Sangesquartett gekonnt in jeder Tonart. Als Heldentenor präsentierte sich Heinz Reiner, Bernd Grether als Mann für gewagte Intervallsprünge und Reinhard Schmidt war für die Basisarbeit in den unteren Tonetagen zuständig. Bekannte Evergreens oder selbstkomponierter Soft-RocknRoll waren unter anderem die Grundlage für die mit viel Schlagfertigkeit und Selbstironie vorgetragenen Stücke. Die Themen reichten dabei vom Wellness-Wahn, bei welchem Übergewichtige schon mal zum »dinner-cancelling« greifen und der gemeine Pickel zum »beauty-spot« deklariert wird, bis zur Liebe im Alter, wenn die sturmfreie Bude aufgrund von Konditionsschwierigkeiten dann doch nicht genutzt werden kann. Beim gewollt schlüpfrigen, frankophilen Chanson schmolzen dann auch die letzten Damen unter herzhaftem Schmunzeln dahin.
»Undercover«
Im zweiten Teil des Programms präsentierte das Quintett das Musical »Undercover«, eine rasante Agenten-Lovestory zwischen Konsalik und »Mission Impossible«. Der russische Agent Igor Alexandrowitsch soll zu KGB-Zwecken die westdeutsche Bakterienforscherin Anna Pfleiderer ausspionieren, wird jedoch unverhofft von Amors Pfeil getroffen und sagt »Taiga und Balalaika« auf Nimmerwiedersehen. Von den Ex-Genossen verfolgt, sucht er, mit neuem Gesicht und neuer Identität versehen, in den USA Unterschlupf und wird dort Chef des Telefonseelsorge-Geheimdienstes.
Durch die schnellen Wechsel der Verkleidungen, werden die diversen Schauplätze der Geschichte für die Zuschauer nachvollziehbar, zumal Hartmut Schramm als Kölner Original die einzelnen Szenenwechsel lebensnah kommentiert. Ob als KGB-Agenten in Trenchcoats und Sonnenbrille oder als texanische Cowboys alles wird von den Akteuren mehr oder weniger stilecht vertont, wobei Klischees originell überspitzt bedient werden. Sei es eine russische Volksweise oder ein Country-Western Song, nichts ist bei der herrlich abstrusen Agentenposse vor einer Parodie sicher.
Langer Beifall wurde mit einer Zugabe belohnt, bei der die Musiker mit einem rasanten Potpourri quer durch die Musikstile Kostproben ihres Repertoires gaben, von »La Bamba« über »Männer sind Schweine« bis zu »Yesterday«. Den erwarteten Tribut an ihre Namensvettern, die »Comedian Harmonists«, zollten sie mit einer ausdrucksstarken Interpretation des allseits bekannten »Mein kleiner grüner Kaktus«.
Der ganz normale »Schavansinn
»Oken Harmonists« begeisterten in Fessenbach
Wenn der »Schavansinn« um sich greift: Auf Einladung des Heimatvereins gastierten die »Oken Harmonists« in der Reblandhalle
Autorin: Anita Fey
Begleitet wurden die vier A-cappella-Sänger von dem 18-jährigen Abiturienten Matthias Hecht am Piano. Spitzfindig und mit scharfem Intellekt nahmen die vier Lehrer ihren Berufsstand unter die Lupe. Mit raffinierten Pointen und Sarkasmus gingen sie den Problemen auf den Grund, nicht ohne sich selbst auf die Schippe zu nehmen. So sangen sie von der Hassliebe zu Verdi, vom Lehrer, der vom Ruhestand träumt und auch von gesellschaftskritischen Themen wie »Oma go« (ins Altersheim). So skizzierten sie auch den drohenden Werteverfall hierzulande und die Spaßkultur im Fernsehen, die immer mehr zum Trauerspiel verkommt. Während Schramm den jeweils folgenden Titel ankündigte, verschwand der Rest der Kollegen von der Bühne, um sich mit passenden Kleidungsstücken auszustatten. Doch auch Kabarettist Schramm selbst griff immer wieder tief in seinen Kleiderfundus und begeisterte das Publikum mal als Elvis Presley oder als alternder Rockstar Karlo Knödel. Mit dieser Persiflage wurde das mitunter gnadenlose Showgeschäft und die Traumfabrik Fernsehen kritisch beleuchtet.
In James-Bond-Manier
Nach der Pause stiegen die »Oken Harmonists« mit ihrem Musical »Undercover« wieder mit Volldampf ins Programm ein. In James-Bond-Manier begab sich die Truppe in Trenchcoats auf geheime Mission ins Agentenmilieu. Die Handlung rankte um den russischen Geheimagenten Igor, der aus Liebe zur Bakterienforscherin Anna mit dem KGB zu kämpfen hatte. Doch nach vielen Wirrungen wurde das Liebespaar durch das Happy End in der Prärie belohnt. Schade für die Akteure, dass durch die Akustik in der Reblandhalle manche Pointe unterging und einige Zuhörer der rasanten Darbietung schlecht folgen konnten.
Dennoch konnten die Besucher einen stimmungsvollen Abend mitnehmen, an dem das Lehrer-Quartett den Flair der 20er-Jahre wiederaufleben ließ. »Wir sind überglücklich, dass wir so viele Leute zu diesem supertollen Abend begrüßen konnten«, freute sich Regina Leitermann, Vorsitzende des Heimatvereins. Kräftiger Applaus belohnte die Akteure, welche die Bühne nicht ohne Zugaben – darunter auch der Klassiker »Mein kleiner grüner Kaktus« – verlassen durften.
Paukeralarm und Agentenposse
Oken Harmonists gastierten
Autor: Alexander Dupps
Doch davor gabs jede Menge satirische Lieder zu hören. In einem einstündigen Vorprogramm bereiteten die Profididaktiker um Hartmut Schramm die zahlreich erschienenen Konzertbesucher auf das heitere Ost-West-Lehrstück vor. Mit Matthias Hecht am Piano gab das Sängerquartett eine veritabel gute musikalische Leistung ab. Ganz nebenbei griffen sie tief in die Klamottenkiste. Während eben noch zu Wellness Stress vier Männer in gelben Wellness-Roben sich auf der Bühne ihren Leiden hingaben, machten im nächsten Moment zu Oma go-go die Oken Harmonsists als Halbstarke die Bühne unsicher.
Auch altbekannte Gassenhauer gabs zu hören: Champs-Elysée (Solist: Bernd Grether) stach da besonders hervor. Selbstironisch gingen die Sänger mit dem Lehrer-Beruf ins Gericht, so etwa bei Es träumt ein Lehrer (vom Ruhestand) ein Klagelied gegen den mittlerweile bundesweit um sich greifenden Schavanismus, der vorsieht, länger zu arbeiten. Tja, Lehrer sollte man sein. Witzig kam Schramm alias Karlo Knödel: Schnell mal die Wuschelperücke aufgesetzt und schon singt der Schlagerstar Greif mir in die Tasche der Träume, eine gelungene Persiflage. Nicht nur dafür gabs ordentlich Beifall. Und das ganz ohne Notendruck!
Nach der Pause dann Undercover, das Musical um geheime Pläne bakterieller Waffen, einen KGB-Agenten und eine westdeutsche Bakterienforscherin. Und auch hier offenbarten sich die Oken Harmonists als wahre Verkleidungskünstler: Bald als russische Geheimdienstleute, bald als texanische Cowboys oder Halbgötter in weiß stets passend zum Plot griff man in die Klamottenkiste. Ende gut, alles gut. Auch bei den Oken-Harmonists: In bester acapella-Manier setzten sie die diversen Schauplätze akustisch ins Szene. Große Beifallsbekundungen zum Schluss dieses meisterhaft verqueren Agenten-Musicals.
Konsalik am Strand das hat so richtig weh getan
Autorin: Cornelia Weizenecker
Mit Bandleader, Kabarettist und Komponist Hartmut Schramm sprach Cornelia Weizenecker.
BZ: Herr Schramm, wenn man bedenkt, wie die Oken Harmonists entstanden sind, entsteht der positive Eindruck, dass es Lehrer gibt, die sich für ihre Schule und für ihre Schüler einsetzen.
Schramm: Da kann ich heute nicht mehr mitreden, weil ich nicht mehr Lehrer bin. Zudem besteht die Gruppe heute nicht mehr nur aus Lehrern des Okengymnasiums. Der Name ist zwar geblieben, aber wir richten den Blick jetzt mehr auf Lorenz Oken, Goethes Gegenspieler.
BZ: Aber die Entstehungsgeschichte ist zu schön…
Schramm: Stimmt. Es war eine spleenige Idee von Abiturienten des Okengymnasiums vor acht Jahren. Die wollten, dass wir bei der Abschlussfeier so tun, als ob wir sängen zum kleinen grünen Kaktus. Da haben wir gesagt nee, wenn wir das tun, dann blamieren wir uns schon selbst, singen also live. So sind wir entstanden, und so haben wir uns entwickelt.
BZ: Wie setzen sich die Oken-Harmonists heute zusammen?
Schramm: Es sind heute schon noch Lehrer aus dem Oken dabei. Unser Pianist allerdings macht gerade Abi am Grimmels. Und ich bin pensioniert.
BZ: Herr Schramm, Sie sehen die Oken Harmonists als die älteste Boy-Group der Ortenau und nehmen sich damit selbst auf die Schippe.
Schramm: Ja, selbstverständlich. Und die ganzen Lieder sind genau so satirisch. Wir greifen alle Themen um uns herum auf, egal ob es das Altern betrifft, den Generationenkonflikt oder Wellness.
BZ: Aus der Abi-Aufführung sind nun ganze Konzerte entstanden. Was glauben Sie, warum will man Sie hören?
Schramm: Oh. Ich glaube, dass es nicht so einfach ist, gute Texte zu bekommen. Und das nicht nur für Deutschlehrer. Wenn Sie im Fernsehen sehen, was da Banales kommt, macht es mir keinen Spaß zuzuschauen. Und ich glaube, das macht auch anderen Leuten keinen Spaß. Die erfreuen sich dann eben an witzigen Texten. Aber auch unsere Musik kommt an. Da sind selbst schon Musiklehrer abgesprungen, weil es ihnen zu schwer war. So einfach ist das alles nicht, auch wenn es so klingt.
BZ: Satirische Lieder und Musical passt das zusammen?
Schramm: Ich glaube schon, weil das Musical auch nicht ernst zu nehmen ist. Das Musical Undercover ist eine Agenten-Story, eine Love-Story, die entstanden ist, als ich Konsalik gelesen habe. Im Urlaub, am Strand, sonst hätte ich es wohl nicht ertragen. Das hat so richtig weh getan, da habe ich gesagt, das muss noch schlimmer werden.